DER TRAUM VOM GESAMTKUNSTWERK

Foto 1 Lohengrin Bayreuth C Bayreuther Feststpiele

Neo Rauch und Markus Lüpertz – zwei Megastars der Kunstszene, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Beide verlassen ihre Ateliers und ihre absolute künstlerische Freiheit, um ihre Kunst dreidimensional werden zu lassen.

Begegnungen zwischen bildender Kunst und Oper im 20. und 21. Jahrhundert: In Anlehnung an das Wagner‘sche Gesamtkunstwerk macht die zweiteilige Dokumentation deutlich, wie bildende Kunst und Oper sich gegenseitig genährt und bisweilen auch radikal beeinflusst haben.

TEIL 1

Nirgends sind Gegenwartskunst und Oper enger miteinander verbunden als in Bayreuth. Hier haben der deutsche Maler Neo Rauch und seine Frau Rosa Loy Bühne und Kostüme für Richard Wagners Oper „Lohengrin“ gestaltet. Im Festspielhaus auf dem Grünen Hügel wollte Richard Wagner einst seinen Traum von einem Gesamtkunstwerk aus Malerei, Musik und Drama verwirklichen.

Zwei Gegenwartskünstler und ihre aktuellen Bühnenarbeiten stehen im Mittelpunkt der ersten Folge dieses Zweiteilers. Neo Rauch, der mit „Lohengrin“ sein erstes Opern-Bühnenbild schuf, und Markus Lüpertz, der schon mehrfach für die Bühne arbeitete. Für das Theater Regensburg entwarf er Kostüme und Bühne zu der Oper „Una cosa rara“ des spanischen Komponisten Vicente Martín y Soler.

Rückblenden in die Kunstgeschichte zeigen wie Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts Richard Wagners Vision eines Gesamtkunstwerks aufgreifen und die Oper als kreativen Entfaltungsraum entdecken. Adolphe Appia entwirft symbolistische Szenerien, Pablo Picasso trägt den Kubismus in die Oper, die russische Avantgarde sorgt weltweit für Aufsehen und Bauhaus-Künstler gestalten Bühnenbilder. Als die Nationalsozialisten an die Macht kommen, gelten weite Teile der Moderne als entartet. Jetzt bestimmt das Regime, was auf den Opernbühnen gezeigt wird.

TEIL 2

Nach der Machtergreifung 1933 bestimmen die Nationalsozialisten, welche Künstler Opern ausstatten dürfen. Reichsbühnenbildner Benno von Arent soll jetzt für NS-gemäße Bühnenbilder sorgen. Im Auftrag des Propagandaministeriums überwacht er die Theater des Reichs. Mit einer Ausnahme: Bayreuth. Hier ist Adolf Hitler persönlich künstlerischer Berater von Festspielchefin Winifred Wagner.

In Bayreuth wird noch immer der „Parsifal“ gespielt, den Wagner selbst einst aus der Taufe hob. 1934 sorgt Hitler persönlich dafür, dass Alfred Roller, ein Künstler der Wiener Moderne, den Auftrag bekommt, das neue „Parsifal“-Bühnenbild zu entwerfen. Als der Krieg vorbei ist, kann sich die Kunst wieder frei entfalten und in den 50er Jahren entstehen neue Opernhäuser. Bildende Künstler und Architekten arbeiten gemeinsam daran, Wagners Traum vom Gesamtkunstwerk Wirklichkeit werden zu lassen.

In Gelsenkirchen baut Werner Ruhnau das Musiktheater im Revier, an dem gleich drei international renommierte Künstler mitwirken: Robert Adams, Jean Tinguely und Yves Klein. Die Wandreliefs im Foyer sind bis heute Kleins größte Arbeiten.

Die Dokumentation erzählt davon, wie sich die Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Opernbühnen neu ausrichtet. Der Film spannt den Bogen von der Minimal Art der 60er Jahre über die avantgardistischen Raumvisionen des italienischen Stararchitekten Renzo Piano und die Lichtskulpturen James Turrells bis hin zu den polarisierenden Wagner-Inszenierungen von Christoph Schlingensief am Anfang des 21. Jahrhunderts.